Digitalisierung im Handel, Handwerk und Dienstleistungen Teil 3

„Ich kaufe alles im Internet, ich bin doch nicht blöd“ und Beispiele 5-8

Bei einem Beratungstermin mit einem Kunden drehte sich letzte Woche alles um das Thema Digitalisierung und wie sich die Kaufgewohnheiten der Konsumenten in den letzten Jahren verändert haben. Auf der Rückfahrt diskutierte ich mit meinem Beraterkollegen das Thema weiter und er sang ein Loblied auf den Internethandel. „Ich kaufe alles im Internet, ich bin doch nicht blöd“ erklärte er mir. Und er führte eine Reihe von Vorteilen auf, die für Ihn entscheidend sind, alles im Internet zu kaufen:

  • Die Preise sind niedriger als in lokalen Geschäften
  • Es gibt eine viel größere Auswahl und die Möglichkeit, bei Nichtgefallen die Ware kostenfrei zurück zu schicken
  • Der Einkauf ist viel bequemer, ohne Verkehrsstress und Parkplatzsuche
  • Über die Produktqualität informiert er sich mittels Bewertungen

Alles in allem erspare er sich sehr viel Zeit und Geld. Hinzu kommt, dass er sich in letzter Zeit sehr über das lokale Einkaufen geärgert hatte. Die Straßen zum nahegelegenen Ortskern waren verstopft mit Kleintransportern von Paketzustellern und einige Straßenbaustellen sorgten für weiteren Stau. Das Parkhaus verlangte hohe Parkgebühren und der Service in den Geschäften ließ auch zu wünschen übrig. Die Angestellten waren unmotiviert und vor allem gab es keinen Lieferservice. „Ich muss immer alles selbst abholen, warum organisieren die denn keinen gemeinsamen Lieferservice?“ monierte er.  Und es würden ja auch immer mehr Geschäfte schließen. So vermisste er zum Beispiel ein nettes Café, wo er am Wochenende mal mit seiner Familie ein Eis essen wollte.

Ich lies ihn ausreden und konfrontierte ihn dann mit den Konsequenzen seiner Handlungen. „Leute wie Du sind mit Schuld daran, dass das lokale Einkaufen heute kaum noch Spaß macht“ sagte ich ihm. „Gerade weil immer mehr im Internet gekauft, wird die Situation im Einzelhandel und den Geschäftsvierteln immer schlechter. Der Umsatz wandert zu den großen Anbietern mit Webshops, die die bestellte Ware dann durch viele kleine Transporter ausliefern lassen. Weil den Städten und Gemeinden die Steuereinnahmen fehlen (denn Amazon zahlt hier keine Steuern) fehlen die Gelder für die Instandhaltung der Straßen. Durch die fehlenden Umsätze können die Händler ihrem Personal keine guten Löhne zahlen und weil immer weniger Menschen lokal einkaufen müssen Geschäfte und Cafès schließen: das ist doch ein Teufelskreis.“

Das wollte mein Kollege so nicht auf sich sitzen lassen: „Moment einmal“ antwortete er. „Wenn der Service im Einzelhandel besser wäre, dann würde ich doch auch da kaufen. Aber es fehlt denen einfach an Ideen. Die Webseiten von kleinen Geschäften sind oft mangelhaft, sie werden auf meinem Smartphone nicht richtig dargestellt. Dann kann ich mir das Sortiment auf der Webseite nicht vollständig ansehen und ich finde auch keine Bewertungen anderer Kunden. Kaufen kann ich auf den meisten Webseiten auch nichts und nach einen Lieferservice suche ich vergebens. Man zwingt mich also, persönlich vorbeizukommen. Und wenn ich dann mit Kreditkarte oder PayPal bezahlen will, schaut man mich mit großen Augen an.“

Leider musste ich meinem Kollegen in vielen seiner Argumente recht geben. Der Handel hat es in den fetten Jahren versäumt, sich weiter zu entwickeln. Wo sind die kreativen Ideen? Wo sind die digitalen Tools wie zum Beispiel Webseite mit Webshop, mit denen es den Kunden möglich gemacht wird, sich abends oder am Wochenende das Sortiment in Ruhe anzusehen und eine Auswahl zu treffen. Wo sind die Ideen für einen gemeinsamen Lieferservice von Geschäften eines Stadtviertels? Vielleicht Klimaneutral mit einem Lastenbike? Und was die Zahlungsmöglichkeiten angeht, da gibt es doch mehr Möglichkeiten als nur Bargeld und EC-Karte.

Hier weitere Beispiele für digitale Tools (Beispiele 5-8):

 

  1. Webseiten von WordPress mit responsiven Design für Smartphones und Tablets

Das Content-Management-System (CMS) WordPress ist weltweit am meisten verbreitet und damit kann man Webseiten erstellen, die sich der jeweiligen Bildschirmgröße anpassen. So werden die Inhalte wie Texte und Bilder je nach Bildschirm unterschiedlich dargestellt. Aber immer so, dass sie gut zu lesen sind. Die Bedienung von WordPress ist sehr einfach und intuitiv, so dass man nicht Abhängig vom Expertenwissen von Marketingagenturen oder Programmierern ist. Und selbst wenn man sich nicht selbst um die Webseite kümmern kann oder will: Es gibt Dienstleister, die eine Webseitenbetreuung für geringe monatliche Beträge anbieten. Und für das notwendige Know-how, dass ein Unternehmer oder Unternehmerin für die Erstellung einer responsiven Webseite braucht, gibt es staatliche Fördermittel von 50% bzw. 1.500 €. (Siehe auch  www.unternehmensberatung-quack.de )

 

  1. Webshop-PlugIn Woocommerce

Mit der Erweiterung (PlugIn) WooCommerce lässt sich leicht ein Webshop in WordPress integrieren. Unterschiedliche Zahlungs- und Versandmethoden sind kein Problem. Das Plugin lässt sich leicht installieren und auf die Anforderungen des Unternehmens anpassen. Die Produkte lassen sich leicht mit Preisen und Bildern versehen und so kann man sein gesamtes Sortiment online zum Verkauf anbieten.

 

 

  1. Kundenbewertungen mit Proven Expert oder Google My Business

Es gibt im Internet diverse Möglichkeiten, über Unternehmen Bewertungen abzugeben. Die zwei bekanntesten sind Google My Business und Proven Expert. Fast jedes Unternehmen ist bei Google Maps (dem Kartendienst von Google) gelistet. Dort haben Google Nutzer die Möglichkeit, Unternehmen mit 1-5 Sternen zu bewerten und auch eine schriftliche Bemerkung zu hinterlassen. Klickt jetzt ein anderer Nutzer bei Google Maps auf dieses Unternehmen, werden ihm diese Bewertungen angezeigt. Als Firmeninhaber ist es ratsam, seinen Google My Business Eintrag selbst zu übernehmen (kostenfrei). Denn dann hat man die Möglichkeit, auf Bewertungen zu reagieren. Bei Proven Expert handelt es sich um einen Service, um Bewertungen auf der eigenen Webseite dazustellen. Über eine Erweiterung (PlugIn) werden diese Bewertungen zum Beispiel im unteren Bereich der Webseite angezeigt.

 

  1. Zusätzliche Bezahlmöglichkeiten SumUp und PayPal

Zum Glück bietet heute fast jedes Unternehmen die Möglichkeit an, dass Kunden nicht nur Bar bezahlen können, sondern auch mit Ihrer EC-Karte. Eine Kreditkartenzahlung akzeptieren aber nur wenige Händler mit Verweis auf die hohen Gebühren. Abhilfe schafft hier das Kartenlesegerät von SumUp. Außer dem Kaufpreis (39€) fallen nur geringe Gebühren pro Transaktion an: 0,95% bei EC-Kartenzahlung und 2,75% bei Kreditkartenzahlung (Visa, Master und American Express). Um Zahlungen per PayPal entgegen nehmen zu können, braucht man ein entsprechendes PayPal Konto. Die Gebühren liegen bei 2,9% pro Transaktion plus 0,35€ (bei Transaktionen unter 5.000 €).

 

Weitere Tipps und Beispiele gibt es nächsten Monat.

 

Staatliche Fördermittel für Unternehmer/innen

Für Unternehmer und Unternehmerinnen, die sich mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzen gibt es gute Neuigkeiten. Der Staat unterstützt kleine Unternehmen bei der Digitalisierung und stellt Fördermittel für Beratungsleistungen zur Verfügung. Mit einer umfassenden Analyse aller Geschäfts-bereiche erhält der Unternehmer eine Handlungsempfehlung, wo es sich in seinem Unternehmen lohnt, die Digitalisierung zu beginnen. In einer monatlichen Kolumne werden wir regelmäßig Ideen und Ansätze für Unternehmen veröffentlichen, die den digitalen Wandel gestalten wollen. Für Fragen und Anregungen sind wir jederzeit offen und stehen mit Rat und Tat zur Seite.